Mein Name ist Christin Böer, 1997 im schönen Harzvorland geboren und aufgewachsen.
In meinem Leben lief und läuft bis heute natürlich nicht immer alles rund.
Ich bin mir sicher ihr habt schonmal von Menschen wie mir gehört:
Ich war oft die, die als letztes ins Team gewählt wurde. Die, die während der Pause lieber alleine frühstückte, weil sie nur schwer Anschluss fand. Und auch die, mit den vielen Einträgen im Hausaufgabenheft.
Schlichtweg ein Kind, bei dem die Eltern relativ oft Gespräche mit den Lehrern führen mussten und keiner so richtig wusste ob so ein Systemsprenger überhaupt mal den Absprung schafft.
Aber das habe ich. Denn ich habe mich irgendwie immer weiter durchgekämpft - wenn auch oft mit dem Kopf durch die Wand.
Auch Fehler machen - noch wichtiger aber sich Fehler einzugestehen und daraus zu lernen - gehört dazu.
Lernen ist ein ständiger Prozess.
Bei uns Menschen sowie auch bei den Hunden.
So habe ich also nicht nur meine Schule, sondern auch meine Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten 2019 erfolgreich abgeschlossen. Danach arbeitete ich noch eine Zeit lang in der Tierarztpraxis (auch heute noch Praxis meines Vertrauens).
Und ich bin unendlich dankbar, dass mir meine ehemalige Chefin diese Chance damals ermöglicht und mir bis heute immer ein hohes Maß an Ehrlichkeit und Vertrauen entgegengebracht hat.
Seit 2020 arbeite ich nun hauptberuflich in einer tierheimähnlichen Einrichtung - ausschließlich mit Hunden.
Nach etlichen Praktika, Seminaren, Austausch mit anderen Hundetrainern und Online-Workshops machte ich nach nun mittlerweile 4 Jahren exzessiver Arbeit mit verschiedensten (hauptsächlich verhaltensproblematischen) Hunden meinen Sachkundenachweis und bekam die Erlaubnis nach Paragraph 11 TSchuG vom Veterinäramt.
So konnte ich mich im November 2024 zusätzlich nebengewerblich als Hundetrainer selbstständig machen und das
"Systemsprenger Harz Hundetraining" ins eben rufen.
Mein bester Freund. Mein schlimmster Feind. Meine vollständige Reflektion.
Schlicht der Hund mit dem alles begann.
Leider besaß ich damals, vor knapp 7 Jahren, nicht das Wissen, welches ich heute besitze.
Ich war jung und dumm - wie die Meisten von uns, die mal erwachsen werden möchten.
Es musste unbedingt ein Dobermann sein. Meine Familie "hatte ja schließlich immer Hunde" und ich "kannte mich doch bestens aus".
Und wie bei vielen anderen auch musste es schnell gehen mit der Anschaffung. Also nicht groß nachgedacht und einen Hund von einem "Züchter" aus dem Ausland gekauft.
Ich kann von Glück reden, dass Shane bis heute keinerlei körperliche Probleme hat.
Aber weiter im Text. Zuckersüß war er.
Bis zu seinem zweiten Lebensjahr erkannte ich sein Potential nicht.
Das Potential richtig gefährlich zu werden.
Das Potential mich töten zu können, hätte er in manchen Situationen keinen Maulkorb getragen.
Shane ist ein unsicherer Hund mit einer ganz eigenen Meinung wie man Dinge regelt. Nach einer Odyssee an Hundetrainern, Hundesportvereinen und Besserwissern hatte ich unsere Beziehung fast gänzlich zerstört.
Die Probleme Zuhause und Draußen; dazu noch die abwertenden Blicke und Sprüche von Schaulustigen,
wenn ich "mal wieder nicht mit meinem Hund klar kam".
Heute lässt mich sowas kalt - sie wissen es nicht besser, denn sie sind nicht unseren Weg gegangen.
Damals war ich fertig. Kurz davor ihn abzugeben. Ein "Uns" aufzugeben. Und ich kann heute absolut jeden nachvollziehen, dem es genauso ergeht oder ging.
Glücklicherweise gab es in meinem Leben aber auch Menschen, die mich nicht verurteilten. Die in den dunkelsten Momenten für uns da waren und trotz allem Potential in uns Beiden sahen.
Danke. Denn nur wegen euch habe damals ich weitergekämpft.
Mit ihm.
Für ihn.
Für uns.
Schließlich habe ich ihn mir ausgesucht und nicht andersherum. Ich habe unbedingt die Verantwortung für ein Lebewesen übernehmen wollen - und glaubt mir, die habe ich bekommen.
Nie hätte ich mir all das Wissen angeeigent, nie aus solchen Erfahrungen lernen können, hätte Shane nicht mein Leben gesprengt.
Und ich bin für jede Minute unfassbar dankbar, egal wie ausweglos es manchmal schien.
Mit Shane begann unsere Geschichte.
Die Geschichte hinter den Systemsprengern.
Der Grund für einfach alles.
Elli zog vor knapp 2 Jahren bei uns ein. Sehr zur Begeisterung von Shane, der seither nicht mehr so viel zu sagen hat, wie er gerne hätte. Ich denke, dass die Antwort auf "Was ist Karma?" - "Elli." lautet.
Elli bringt wirklich alles mit, was ein Mix aus Bulldog & Co so verspricht.
Tatsächlich verhielt sich Shane der Althündin meiner Eltern gegenüber als Jungspund genau so asozial.
Elli ist nun 3 Jahre alt. Das alte Pubertier saß damals im Hochsommer bei uns im Tierheim.
Sie wurde im Keller eines Abrisshauses angebunden zum Sterben zurückgelassen. Ich bin unfassbar dankbar, dass man diesen Hund bemerkt und die Tierrettung gerufen hat.
An meinem ersten Tag im Dienst saß sie da also. Aus dem Zwinger hallte ein wundervolles, tief ehrliches Knurren.
Als wir uns geeinigt hatten, dass sie da jetzt bitte raus und mit mir in die Freilaufanlage kommt, wusste ich bereits, dass ich mich ab dato wohl Mehrhundehalter nennen kann.
Klar hatte ich die letzten Jahre schon über einen zweiten Hund nachgedacht. Klar, haben wir auch viele andere und unproblematische Hunde.. Und das Wort "schockverliebt" hört man bei Vermittlungen ja auch immer total gern.
Aber da war sie nun. Natürlich hatte ich niemandem davon erzählt, dass ich sie mit nach Hause bringe - Absolut niemandem.
Mein damaliger Partner und meine Familie glaubten auch tatsächlich, dass es " ja nur auf Pflege" sei. Jedoch merkten auch sie bereits ein paar Tage später, dass Elli einfach zu uns gehört. Und ich bin mir heute noch genauso sicher wie damals : Elli ist `ne Böer.
Soviel zu unüberlegten Anschaffungen und "mit dem Kopf durch die Wand".
Da war sie nun also: Die zweite semiüberlegte Hundeanschaffung.
Manche Menschen munkeln man müsse schon total bekloppt sein zu einem Systemsprenger noch den nächsten zu adoptieren. Aber ich bin mir sicher, dass es auch viele Menschen gibt, die mich gut verstehen können.
Außerdem ist noch genug Platz auf der Couch in unserem Irrenhaus. Und es gibt absolut nichts Schöneres als sich abends mit den Hunden vorm Fernseher einzukuscheln und den Tag gemeinsam ausklingen zu lassen.
Whatever.
Elli ist ein unfassbar toller Hund. So ein richtiges Charakterschwein. Und sowas von typisch Bulldog.
In Momenten, wo Shane die Flucht ergreift (was dem Sensibelchen sehr oft passiert), krempelt Elli sich die Ärmel hoch und stürzt sich kopfüber in eine Kneipenschlägerei. Die Beiden könnten wirklich nicht unterschiedlicher sein.
Und genau dafür liebe ich sie.
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